In der Stadtratssitzung forderten - lt. BB - die
CSU und SPD-Stadträte Stangl und Köppl einen schnellen Ausbau der Straße von
Zwiesel nach Langdorf, weil "diese Achterbahn" unzumutbar sei. Man
verwies darauf, daß dieser Ausbau in die erste Dringlichkeitstufe aufgenommen
sei.
Ob man da die Anlieger gefragt hat, die
Grundbesitzer, deren Wiesen man zerschneiden wird? Kennen die Herren eigentlich
die Trassenführung, die wieder ein wunderbares Stück Heimat zerstören wird? Und
glaubt jemand im Ernst, daß die Bergstrecke durch einen Neubau weniger bergig
wird? Oder will man einen Basistunnel bauen? Das Gefälle wird bleiben und wenn
man der Straße die Kurven nimmt, wird es eine Rennstrecke werden. Und daneben
fährt die leere Waldbahn. Vielleicht sollte man deren Trasse einmal prüfen,
denn deren Streckenverlauf geht völlig am Bedarf der Menschen im Einzugsgebiet
vorbei. Die Bahnhöfe liegen Kilometer von den Ansiedlungen entfernt und sind im
Winter kaum zu erreichen. Dies erklärt sich dadurch, weil die Strecke einmal
für den Güterverkehr gebaut worden war, den es seit Jahren nicht mehr gibt, mit
Personenverkehr kann man diesen Verlust niemals wettmachen. Und leere Züge sind
kein Umweltschutz und die gegenwärtig 34 Fahrten am Tag sind geradezu ein Witz.
Aber die Bahntrassen wären für eine Straße viel zu schade und als Weg für
Radfahrer und Spaziergänger eine touristische Attraktion.
Es gab mal eine Zeit, da waren Verkehrsampeln
Symbol für Fortschritt. Die Zwiesler, die da schon immer ein wenig die Nase
vorne hatten, erzählen sich gerne, wie die Regener nach Zwiesel gefahren sind,
um auch einmal an einer Ampel anstehen zu können... (Das muß so Ende der 60iger
Jahre gewesen sein...)
Heute sind Ampeln vor allem ein Ärgernis und oft
sogar völlig überflüssige Verkehrshindernisse. Der Beweis für diese lästerliche
Feststellung wird regelmäßig dann erbracht, wenn die Ampeln wegen eines
technischen Defekts ausfallen. Erst im vergangenen Jahr gab es sowohl in Regen
wie in Zwiesel Tage und Wochen, an denen die Ampeln nicht funktionierten und -
der Verkehr reibungslos lief.
Man braucht aber nur einmal die Zeiten messen, in denen die Kreuzungen
völlig fahrzeugfrei sind, die Autos vor den Ampeln stehen und die Luft
verpesten. Ich behaupte, daß - von den Hauptverkehrszeiten abgesehen- die
Ampeln völlig überflüssig sind. Der Verkehr würde viel zügiger fließen und die
Eigenverantwortung der Menschen mehr gefordert. Unsere heutigen
Ampel-Schaltzeiten sind ein Witz und auch eine Schikane. Wenn in Zwiesel auch
an Sonntagen die Ampeln noch zu nachtschlafender Zeit die Autos stoppen, dann
gibt es dafür keinen vernünftigen Grund. Wenn ich so um 6 Uhr morgens am
Stadtplatz stehe und es keinen Verkehr gibt, der geregelt werden müßte,
dann erinnert fühle ich mich wie einst Wilhelm Tell, der statt dem Geßler-Hut
einer elektrischen Lichtanlage seine Ehrerbietung erweisen muß...
Über Kunst kann man bekanntlich nicht streiten,
immer bleibt es eine geschmäcklerische Sache. Als Beispiel kann der
"gläserne Wald" an der Ruine in Weissenstein herhalten. Ich will ihm
einen gewissen Reiz von weitem nicht absprechen, der sich aber bei mir völlig
verliert, wenn ich in die Nähe der "Bäume" komme. Es sind einfach
halbindustriell vorgefertigte Teile, die meinem Kunstsinn nichts geben. Das
wird auch nicht besser, wenn sich die Zahl der "Bäume" nun
vervielfacht, für eine Geldsumme, die dem Vielfachen aller Kunstförderung im
Landkreis entspricht. Nebenbei- ich glaube auch, daß man sich an den bunten
Glasscheiben bald absieht. Zudem wird ihr Reiz durch Schmutz und Patina nicht
größer, ich mag keine Kunst, die regelmäßig eine Putzkolonne braucht. Ich
glaube, man sollte das Geld besser verwenden.
Der Stadtratsbeschluß zum Vitalium erinnert an den tragischen
Fuzu-Beschluß. Den Bürgern wird eine Politik vorgegeben, die keine Verankerung
in der Bevölkerung hat. Ich finde es geradezu unanständig, den zukünftigen
neuen Bürgermeister mit einer solchen Hypothek zu belasten und ihm jeglichen
finanziellernHandlungsspielraum zu nehmen. 3,5 Millionen Mark geschätzte
Kosten (vermutlich werden es letztendlich 5 Millionen) für das
"Heukraxenprojekt", ohne eine wirtschaftliche Bedarfs- und Rentabilitätsplanung,
und alles mit Steuergelder, die man gar nicht hat! Unsere Kinder werden noch an
den Luftschlössern und den Folgekosten zahlen! Überhaupt- warum soll eine
Kommune den Badeunternehmer spielen? Wenn sich ein privater Unternehmer damit
ein Geschäft erhofft, dann soll er es halt bauen. Ich habe im Januar schon
einmal davor gewarnt, voll auf "Kurort" zu setzen. Wir sollten eine
lebendige kleine Stadt bleiben und beim Tourismus auf Naturerlebnis und Sport
setzen. Glas, Kultur und Nationalpark- das sind die Pfunde, mit denen wir
wuchern können und sollen!
Mit der Verteilung der jüngsten groß aufgemachten Wahlschrift sind die
Zukunftsträume der Stadtführung nun jedem Bürger bekannt. Die Fuzo ist nur ein
Baustein eines Umbruches, der Zwiesel in seinem Charakter grundlegend verändern
soll. Damit setzt die Stadtführung alles auf eine Karte und macht den
Bürgerentscheid zu einer Abstimmung über ihre Gesamtpolitik und damit auch über
ihre eigene Zukunft.
In jedem Fall bringt das "Ja" beim Bürgerentscheid die
dringend gebotene Denkpause um die weitreichenden "Kurpläne" auf
breiter Basis zu diskutieren, denn nur wenn die Bevölkerung dahintersteht,
können und dürfen sie realisiert werden.
Ich habe mit meiner Familie 15 Jahre in einem berühmten Kurort gelebt
und wir kennen die Schattenseitent: Alles muß sich dem Kurbetrieb unterordnen
und die Einheimischen sind zu Fremden in ihrer eigenen Stadt geworden. Die
Jugend wird als Unruhefaktor überall vertrieben, denn der Kurort ist zu einem
riesigen Altersheim geworden. Überall herrscht Kurruhe, ab 23 Uhr totales
Fahrverbot und im Hallenbad darf man nur an einem Tag in der Woche ins Becken
springen...
Doch auch in Zwiesel sind wir schon ein ganzes Stück in dieser
verhängnisvollen Richtung unterwegs: Für die Wasserrutsche im neuen Bad ist
kein Geld da, weil man damit junge Familien anlocken würde, deren Lärm man den
Kurgästen nicht zumuten will, für "Heubad & Kraxenofen" spielen
dagegen 3,5 Millionen Mark keine Rolle.
Die Fuzo hat eine neue Attraktion: Ein über 200 Meter langer Gletscher
zieht sich durch Zwiesels Ægute Stube". Die Skipiste vom
"Nacht-City-Sprint" ist zu Eis erstarrt und wir Zwieseler dürfen
täglich darauf herumrutschen, ein neuer ÆEvent"? Das Gerücht, daß noch ein
Skilift, ein Eiskanal und eine Sprungschanze installiert werden sollen, wenn
das Bürgerbegehren scheitert, könnte aber vielleicht doch ein Faschingsscherz
sein.
In jedem Fall scheint mir der Gletscher, der den Stadtplatz teilt, ein
Symbol für die gegenwärtige Lage der Stadt zu sein. Will die Stadtführung mit
den eisigen Tatsachen der Gletscherbarrikade die Stadtplatzöffnung ins Frühjahr
verschieben und so doch noch ihr "Probejahr" vollmachen?
273 Geschäftsleute wurden zur Fuzo befragt, nur 29 von ihnen sprachen
sich dafür aus, das sind genau 10,5% der Befragten. Weitere 42, das sind 15,3%,
wollten erst die Voraussetzungen für die Fuzo geschaffen wissen. Über 63 % der
Geschäftsleute haben die Umfrage ignoriert oder aus Verärgerung boykottiert.
Doch nicht dieser Umstand war Herrn Schlenz eine Schlagzeile wert, nein, er
schrieb: 70 Prozent der Geschäftsleute grundsätzlich für Fuzo!"
War das nun eine weihnachtliche Zeitungsente oder eine vorsätzliche Falschmeldung?
Noch ein Wort zu Herrn Köppls Absicht, den Lohmannmühlweges an die B11
anzubinden: keines der durch die Stadtplatzsperrung verursachten
Verkehrsprobleme würde damit gelöst. Dies kann nur eine stadtplatznahe
Straßenverbindung vom Anger zur Frauenauer Straße. Wenn diese nicht (mehr)
möglich sein sollte, dann kann eben auch der Stadtplatz nicht gesperrt werden.
Ob eine ganzjährige Fuzo am Stadtplatz überhaupt sinnvoll ist, steht sowieso
auf einem ganz anderen Blatt.
Leider sind die Finsinger" keine Musikanten, lieber Sepp
Grünberger, sondern eine Art bayrische Verwandte der Schildbürger. Wie Du auf
"Pfingstsingen" kommst, weiß ich nicht, aber ein solches könnten wir
tatsächlich auf dem Stadtplatz veranstalten, wenn der Bürgerentscheid im Januar
gut ausgeht und dann singen wir auch ein paar schöne Gstanzl darüber, wie die
Zwiesler anno ´98 ihr Verkehrs- und Wirtschaftszentrum gesperrt haben, weil
einige von ihnen dort lieber kaffeetrinken wollten und die Urlauber und
Nichtrentner währenddessen irgendwo um die Hammerbrücke kurvten...
Das Freibier sollten aber die bezahlen, die in ihren Leserbriefen keine
Sachargumente brachten, sondern nur persönliche Attacken geritten haben, dafür
werden ihnen ihre Sünden erlassen. Ich fürchte, lieber Sepp, nach Deinem bösen
Leserbrief mußt Du ein paar größere Fäßer beisteuern. Unser Kulturreferent und
Herr Schlenz werden Dich bei der Finanzierung sicher nicht allein lassen.
Da ich auch kein reiner Engel bin, werde ich wohl auch nicht ganz ungeschoren
davonkommen...
Lieber Grünberger-Sepp! Was eine "Fingsingerei" ist, weiß ich
auch nicht, aber mache mich bitte nicht für Druckfehler der Presse
verantwortlich. Nicht nur vor Gericht und auf hoher See "ist man in Gottes
Hand", gleiches gilt auch für den, der einen Leserbrief abschickt. Einmal
fehlen Silben, manchmal fehlen ganze Sätze, dann wird ein alles verwirrender
Buchstabe mehr abgedruckt, wie im aktuellen Fall. Das Unberechenbarste sind
aber Leute wie Du, die sich sachlich geben und die unsachlichsten Wortmeldungen
abliefern. Wenn mir ein Hans Proft sagt, wie ich nach Regen fahren soll, dann
kann ich noch schmunzeln, ebenso wenn unser Kulturreferent in der Presse
schreibt, daß er mich nicht einmal mehr "ignoriert", was ja eine
ziemlich wunderliche Sache ist. Wenn Du aber Gegner der rücksichtslosen
Stadtplatzsperrung, die teilweise passionierte Fußgänger sind oder gar kein
Auto fahren, als "Anti-Fußgänger" betitelst, dann bist Du einfach
ungerecht. Von Deiner Auflistung wenig schmeichelhafter Eigenschaftswörter,
will ich gar nicht erst reden. Aber mit Schlägen unter die Gürtellinie muß man
immer rechnen, wenn man seinen Kopf in die Öffentlichkeit streckt.
Mit meinem letzten Brief wollte ich eigentlich mehr versöhnlich wirken,
was aber scheinbar mißglückt ist. Mein Hinweis auf die "Finsinger",
die bayrische Variante der Schildbürger, zeigt aber, daß ich wohl auch kein
richtiger Engel bin...
Zur Diskussion um die Fußgängerzone:
Gelegentlich erwecken die Initiatoren der "Fuzo" den Eindruck,
als sei Zwiesel erst seit letzten Mai von den Urlaubern entdeckt worden und
Weihnachtsmarkt und Festveranstaltungen auf dem Stadtplatz seien etwas Neues.
Doch für sinnvolle Anlässe wurde der Stadtplatz seit jeher für den Verkehr
gesperrt und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Die Urlauber kommen zu uns wegen unserer Naturschönheiten, denn unsere
Wälder und Berge sind die schönste Fußgängerzone. Hier liegt auch die Zukunft
unseres Tourismus und nicht in ein paar abgeirrten Bussen von Transitreisenden,
für die Zwiesel nur ein Kramladen und ein Platz zum Beinevertreten und
Eisschlecken ist.
Mein Wunsch ans Christkind: daß mit dem Bürgerentscheid am 24. Januar
die Teilung der Stadt und der Zwiesler ein Ende hat und jeder dem anderen ein
Bier zahlen muß, wenn er sich noch mal über die Fingsingerei namens
"Fuzo" ereifert.
Was Herr Schlenz sich in Sachen "Bürgerbegehren" anmaßt, hat
mit ausgewogener Berichterstattung nichts zu tun. Jeder interessierte Leser
weiß seit langem, daß der leitende Reakteur in Sachen Fuzo auf einem Auge blind
ist, wobei ihm niemand das Recht abspricht zu kommentieren und zu bewerten.
Doch seine einseitige Berichterstattung zum Thema und einzelne Aussagen als
"Stadtstreicher" können nur als absichtliche Beleidigung und
Verleumdung gesehen werden. Jugendlichen Autofahrern am Stadtplatz unterstellte
er einen "tiefergelegten Intelligenzquotienten", die Bürger, die sich
gegen die Stadtplatzsperrung wehrten, beschimpfte er als Berufsnörgler, deren
Argumente ins Kuriositätenkabinett gehörten. Bürger, die zum Thema Leserbriefe
schrieben, bekamen diese kaum einmal unzensiert und unverstümmelt in die
Zeitung.
Selbst nach dem Bürgertreffen im Mooshof, als über 300 empörte Bürger
der Stadtführung ein noch nie dagewesenes "Waterloo" bereiteten und
eindringlich ihre Probleme vortrugen, änderte Herr Schlenz seine
Berichterstattung nicht. Selbst als das Bürgerbegehren anlief, brachte er
keinen einzigen Artikel dazu. Ohne jede Presseunterstützung und ohne
Flugblattwerbung wurden trotzdem innerhalb von zwei Wochen über 2000
Unterschriften gesammelt, von denen 1818 vom Rathaus anerkannt wurden. Die
Listen lagen nur in wenigen Geschäften aus und Straßensammler gingen nur
einzelne Straßen ab. Wenn nun Herr Schlenz unterstellt, daß Bürger leichtfertig
unterschrieben hätten, ja gar Manipulation andeutet, dann ist das eine üble
Verleumdung. Im Gegenteil machten fast alle Sammler die Erfahrung, daß sich
Bürger nicht zu unterschreiben getrauten, weil sie befürchteten sich dadurch
Nachteile einzuhandeln, denn in einer kleinen Stadt sich mit der Rathausführung
anzulegen, die im Stile eines Glaubenskrieges ihre Politik propagiert und auch vor
offener Einschüchterung nicht zurückschreckte (siehe: Veröffentlichung von
Steuerdingen durch 2. Bürgermeister Herrn Köppl), ist nicht jedermanns Sache.
Der Umstand, daß sich trotzdem ein Viertel der Bürger zu unterschreiben
getrauten, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.Von bewußter
Bürgertäuschung müssen Herr Schlenz Artikel über das "Fuzo-Probejahr"
gesehen werden, denn damit wurde suggeriert, als könnten die Bürger danach
darüber abstimmen. Wäre es so gewesen, hätten nicht einige Stadträte am 29.10.
einen Beschluß über einen Entscheid nach dem Jahr haben wollen, eben weil sie
den Versprechungen der Stadtführung nicht trauten.
Eine weitere Verleumdung durch die Presse ist es, wenn die Vertreter des
Bürgerbegehrens immer als "Fußgängerzonen-Gegner" bezeichnet werden,
denn es geht bei dem Bürgerentscheid am 24. Januar überhaupt nicht um ein Ja
oder Nein zu einer Fußgängerzone an sich, es geht alleine um eine
Stadtplatzsperrung, für die alle Voraussetzungen fehlen und die das Verkehrs-
und Wirtschaftsgefüge der ganzen Stadt zerstört und Zwiesel teilt.
Am Stadtplatz pulsiert das Leben, schwärmte Herr Rieger in seinem
Leserbrief. Da reibt man sich verwundert die Augen. Von welcher Stadt redet er?
Zwiesel kann er wohl nicht meinen, denn in unserer Stadt "doudlds"
und daran ist nicht nur der doude Hiagst schuld. Oder meint Herr Rieger
vielleicht die Enten, die von der Hafnerstadt kommend langsam den Stadtplatz
erobern?
Zwiesels Herz liegt in einer Art Dornröschenschlaf. Wo ist der
Märchenprinz, der es wieder wachküsst? Besser wir warten nicht auf ihn und
küssen unsere Stadt selber wach, mit unserer Stimme beim Bürgerentscheid.
Endlich! Nun dürfen wir Zwiesler in geheimer Wahl darüber abstimmen, wie
es mit unserer Stadt weitergehen soll! Fast sah es schon so aus, als würden
Franz Köppl & Co es schaffen, den Bürgern ihr demokratisches Recht auf
Bürgerentscheid zu verwehren, den verbissen wehrten sie sich dagegen, wohl
wissend, daß die rigorose Sperrung der Innenstadt nie und nimmer eine Mehrheit
bekommt.
Lob und Dank denjenigen Stadträten, die couragiert für die Zulassung des
Bürgerentscheids gestimmt haben, auch wenn die Zielrichtung vielleicht noch
immer nicht ihrer Meinung entspricht, sie haben sich damit einen Ehrenplatz in
der Stadtgeschichte gesichert.
Persönlich ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen und ich habe ein
Stück Vertrauen in die Politik zurückgewonnen. Nun hoffe ich, daß der Entscheid
aus Trotz nicht wieder bis zum letzten möglichen Termin hinausgeschoben wird
und Einheimische und Urlauber nicht auch noch über Weihnachten um die
Hammerbrücke herumirren müssen.
Die Resolution zur Aufhebung der Stadtplatzsperrung, die von fast 300
Zwieselern an den Stadtrat gerichtet worden war, wurde - ohne sie überhaupt zu
verlesen - von der Stadtratsmehrheit abgelehnt. Zuvor durften zwei geladene
Experten etwa zwei Stunden lang schöne Pläne präsentieren oder über
Verkehrsströme plaudern. Mindestens eine weitere Stunde redete der zweite
Bürgermeister, praktisch nach jeder Wortmeldung, wie er es schon im Mooshof
praktiziert hatte. Andere Meinungen scheinen für ihn grundsätzlich
"Polemik" zu sein. Interessant war der Hinweis, daß es überhaupt
keinen Beschluß für ein FuZo-Probejahr gibt, das ist eine willkürliche
Festlegung der Stadtführung. Eindrucksvoll waren die Hochrechnungen über die
energiewirtschaftlichen und ökologischen Kosten der Stadtplatzsperrung, die
CSU-Vertreter anstellten. Selbst wenn nur die Hälfte zutreffen sollte, zeigen
sie den ganzen Wahnwitz. Eindrucksvoll war auch Herrn Wirths Vortrag, als er am
Beispiel der bis heute fehlenden Verkehrslenkung die dilletantische Umsetzung
des ganzen Projektes offenlegte. Stadtrat Günthers Äußerung, daß ihn die
Erfahrungen des Probejahres nicht interessieren und für ihn die FuZo in jedem
Fall eine dauerhafte Einrichtung sein soll, sowie seine Beschimpfung kritischer
Bürger, sprechen für sich.Verkehrsplaner Ulzhöfer erwähnte mit keinem Wort den
Kern des Problems, daß es nirgendwo außer in Zwiesel eine Ortskernsperrung mit
nur einseitiger Umfahrungsmöglichkeit gibt. Doch eine kleine, wirtschaftlich
geschwächte Stadt wie Zwiesel eignet sich nicht für ideologische oder
"kurologische" Roßkuren, selbst wenn man hundertmal das Beste will.
Ein Rat sagte, es sei immer leicht, gegen etwas zu sein. Doch er verkennt, daß
Gegner der Sperrung für etwas sind: für das alte Zwiesel und seine
Infrastruktur, kurz: für den Normalzustand! Und den können wir nur mehr über
das eingeleitete Bürgerbegehren bekommen.
Der "Stadtstreicher" kann nicht verstehen, daß man wegen 300
Meter Straßensperrung- tatsächlich sind es sogar nur gut 200 Meter - so ein
Aufhebens machen kann. Nun, zufällig handelt es sich dabei um Zwiesels
Hauptverkehrsachse, an deren oberen Ende sich die Verkehrsströme erst
verteilen. Die Verstopselung dieses Flaschenhalses zerstört Zwiesels
gewachsenes Verkehrsgefüge, teilt die Stadt wie mit einer Mauer und nimmt ihr ihr
städtisches Herz, das was "Stadt" an ihr ist. Die Länge der Umfahrung
einer Fuzo muß in einem erträglichen Verhältnis zur gesperrten Strecke stehen,
was bei der zehn- bis siebzehnfachen Weglänge wohl kaum der Fall ist. (200
Meter Fuzo - 2000 Meter Umweg über die Hammerbrücke, 3500 Meter über die B11).
Nun behauptet der Stadtstreicher, im Stadtplatzstau wurde früher genauso viel
Sprit verbraucht. Selbst wenn dies stimmen sollte: Stau gab es nur in den
Stoßzeiten, aber zu den Stadtrundfahrten zwingt man uns 365 Tage im Jahr, Tag
und Nacht! Überhaupt waren die Autoschlangen der letzten Jahre auch die Folge
der Angersanierung und von staufördernden Ampelschaltungen. Im übrigen:
"Luftkurort" bleibt man am sichersten, wenn man die Wege verkürzt und
nicht verlängert. Die Stadtplatzsperrung ist solange aufzuheben, bis die
Voraussetzungen für eine Fuzo geschaffen sind. Sollte dies nicht möglich sein,
kann der Stadtplatz keine Fuzo sein. Was m. E. kein Unglück wäre, denn es gibt
in Zwiesel geeignetere Stellen.
Genug des grausamen Spiels! Habt endlich Erbarmen und laßt uns nicht
länger um die Hammerbrücke kurven! Nicht das versteifte Rückgrat, das Hans
Proft euch einreden möchte, ehrt euch, sondern das Zugeständnis von
Lernfähigkeit! Wer A gesagt hat, muß nicht B sagen, wenn die Erfahrung ihn
zwischenzeitlich eines besseren belehrt. Verhindert, daß die Stadtplatzsperrung
in die Wahlkämpfe der nächsten Zeit hineingezogen wird! Verlaßt euere
Schützengräben! Wer nicht dauernd am Stadtplatz herumflaniert, ist nicht euer
Feind! Öffnet die Straßensperren und laßt uns dann zusammen überlegen, wie wir
Zwiesel attraktiver machen können! Ihr könnt diese Schildbürgerei nicht auf
Dauer durchhalten! Wer die Hauptschlagader absperrt und hofft, daß sich das
Blut schon einen neuen Weg suchen wird, ist ein potentieller Selbstmörder! Wir
haben einmal große Hoffnungen in euch gesetzt!
Wollt ihr, daß die Bespitzelung der Steuerdaten von Bürgern und deren
Einschüchterung in Zwiesel übliche Praxis wird? Denkt daran: Der Weg ist das
Ziel! Bedenkt, wie knapp ihr im Mooshof euerem Waterloo entgangen seid! Prahlt
vor den Bürgern nicht mit eurer "Weitsicht", denn damit sagt ihr
nichts anderes, als daß euch Kurzsichtige gewählt haben. Macht endlich ein
Ende! Ihr habt einfach kein Recht unsere täglichen Wege zu bestimmen!
Nach 2 Monaten "Fuzo" läßt sich wohl klar resümieren, daß sie
ein noch größerer Flop wurde, als selbst Skeptiker erwartet haben. Noch nie
zuvor war Zwiesel so tot. Wer irgendwie kann, meidet die reglementierten
"Zonen" vom Anger bis zum Kriegerdenkmal.
Die in der "Fuzo" erhoffte Begegnung findet anderswo statt, im
Begegnungsverkehr in der Fachschulstraße oder bei Tempo 100 auf unserem
Highway. Täglich werden tausende von Autofahrern wie die Ochsen übern Berg
geschickt und zu absurden Stadtrundfahrten gezwungen. Gleichzeitig werden den
Anwohnern der einzigen Umfahrungsstrecke geballter Verkehrslärm und Autoabgase
zugemutet. Und wofür? Damit am Stadtplatz ein paar Leute ruhig ihren Kaffee
trinken können? Wo bleibt da die Güterabwägung!
Ich glaube noch nie hat eine Stadt in einem Anfall von "Fuzo"
je ersatzlos seine Hauptdurchgangsstraße gesperrt. Was da in Zwiesel verordnet
wurde ist geradezu haarsträubend und eine Unverschämtheit gegen die Bürger.
Wenn der Kur-u. Kneippverein die Einheimischen jüngst aufforderte, den
Stadtplatz mehr zu beleben, dann erinnert das an das bekannte fensterlose Haus
in Schilda, in das die Bürger das nötige Licht tragen sollten. Und zum
beklagten fehlenden "Wir-Gefühl" ist zu fragen, woher dies kommen
soll, wenn die Bürger in ihren ureigensten Belangen nicht gefragt werden und
mit immer neuen Reglementierungen aus ihrer Stadt vertrieben werden.
Bislang war das Ganze ein Versuch, ein wohlgemeinter, wie ich ohne
Einschränkung feststelle. Falls der Versuch aber weiterhin gegen besseres
Wissen durchgepeitscht werden sollte, bekommt die Angelegenheit vorsätzlichen
Charakter und auch der geduldigste Zwieseler wird fragen, wer die Verantwortung
dafür tragen will. Ich meine Zwiesel braucht keine tote Innenstadt sondern als
Urlaubermagnet eine Art "Goldenes Gäßchen", wo sich einheimische
Handwerker präsentieren können und dazu noch ein paar Gartencafes und Biergärten,
möglichst in ebenem Gelände.
Das gebetsmühlenartig wiederholte Hauptargument für die Schaffung der
Fußgängerzone war der Erhalt des Prädikats "Luftkurort". Durch die
Aussperrung des Verkehrs aus dem Stadtzentrum soll die Luft dort wieder den
Richtlinien genügen. Daß die Stadtplatzsperrung aber eine beträchtliche
Verkehrsmehrung außerhalb des Stadtplatzes bedeutet, somit auch eine Steigerung
der Luftverschmutzung, interessiert offenbar nicht, was viel über den
ökologischen Wert des Prädikates aussagt. Was aber, wenn die Luft am oberen
Stadtplatz, der zukünftig im Verkehr ersticken wird, gemessen wird? Kurios ist
auch die unbeabsichtigte Verlängerung der "Glasstraße", denn
Bodenmais/ Langdorf und Frauenau rücken für Autofahrer um ein paar Kilometer
auseinander, was sich für betroffene Pendler im Jahr zu einer beträchtlichen
Strecke summiert, in meinem besonders gelagerten Fall zu etwa 4000 km jährlich,
was ich wohl begreiflicherweise nur als Nötigung auffassen kann.
Wenn ich an den bevorstehenden verschärften Stau an der Kreiselbaustelle
denke, die man unglaublicherweise erst beginnt, wenn der Stadtplatz bereits
gesperrt ist, dann sollte auch der Gewogendste erkennen, wie planlos und
überstürzt das ganze Projekt durchgezogen wird.
Am Folgenschwersten wird aber die notwendige Verkehrsumleitung eines
beträchtlichen Teils des Stadtverkehrs über die B11 sein, denn weniges
produziert sicherer Unfälle, wie die Zusammenleitung von Stadt- und
Fernverkehr. Das Gemenge aus rasenden Fernpendlern, zockelnden Lastwagen,
träumenden Urlaubern und genervten Einheimischen ist auch heute schon explosiv
genug. Oder will man an der Umgehung Ampeln installieren?
Daß die Zwieseler über die bedeutendste Sache seit ihrer Stadtgründung
nicht abstimmen durften, sagt viel aus über unsere politische Kultur. Da
besänftigen auch keine tauziehenden Stadträte oder solche mit umgehängten
Kuhglocken. Ob derartiges künstliches Remmidemmi den Stadtplatz 365 Tage im
Jahr beleben kann, darf zudem wohl bezweifelt werden. Dennoch: Trotz aller
Bedenken wünsche ich der Fußgängerzone Erfolg und hoffe, daß sie wirklich die
Begegnung fördert, etwa zwischen den Bürgern und den hochmütigen Herren im
Rathaus und diese die nötigen Voraussetzungen für die Zone zumindest im
Nachhinein noch schaffen.
Nun soll es also tatsächlich ernst werden, mit der Sperrung von Zwiesels
Hauptverkehrsader. Alle Appelle und Warnungen vor dem drohenden Verkehrsinfarkt
stießen auf taube Ohren. Die Stadtratsmehrheit ist entschlossen die historisch
gewachsenen Verkehrswege durch die Stadt radikal zu verändern, in dem festen
Glauben, daß dies Zwiesel touristische Vorteile bringt. Ich erinnere daran, daß
dies zum dritten Umbau des Stadtplatzes innerhalb der letzten zwanzig Jahre
führen wird. Der ursprünglich kleingegliederte alte Stadtplatz wurde im
Modernisierungswahn der siebziger Jahre in eine Rennbahn umgestaltet. Nun
erstrebt manl man das andere Extrem: Totale Sperrung des Stadtplatzes für den
Verkehr! Nachdem man am Ortsrand haufenweise Supermärkte ansiedelte und den
Stadtplatz seiner früheren Zentrumsfunktion beraubte, soll er nun zur
"guten Stube" werden, grade so, als läge Zwiesel in der Toscana und
nicht im rauhen Waldgebirge.
Doch auch topografisch ist unser Stadtplatz als "Kurzone"
wenig geeignet, denn für Gehbehinderte ist er gleichbedeutend mit einer
Bergtour. Die Verbindung zu stadtnahen Parkplätzen führen über die sechzig (!)
Stufen der "Himmelsstiege" oder die steile Treppe zum Kleinen Regen,
beide sind für kranke und ältere Menschen ein unüberwindbares Hindernis. Und
der noch gar nicht vorhandene Ziegelwiesen-Parkplatz liegt viel zuweit
entfernt, die Strecke geht man als Urlauber einmal und nie wieder. Auch die
gastronomische Nutzung des Stadtplatzes ist wegen des Gefälles kaum auszuweiten
(weil sonst das Bier aus den Gläsern läuft...) Im übrigen ist der Begriff
"Fußgängerzone Stadtplatz" nicht richtig, da sein oberer Teil, an dem
so bedeutsame Einrichtungen wie Kirche und einziger Gasthof liegen, zukünftig
im Verkehr ersticken werden.
Es fehlt zudem an der unabdingbarsten Voraussetzung für das Projekt,
nämlich an stadtnahen Umfahrungsstrecken. Die B11-Umgehung umgeht Zwiesel und
auf ihr rollt seit der Grenzöffnung der Fernverkehr, als Stadtplatzumfahrung
kommt sie auch wegen ihrer Ortsferne kaum in Frage. Das alles wissen auch die
Befürworter, doch sie hoffen auf ein bei Experten in Auftrag gegebenes
"Verkehrsleitsystem", das alle Probleme lösen soll. So will man
beispielsweise die Urlauber am Stadtrand auf Parkplätzen abfangen". Ob
aber Urlauber ihre kostbare Urlaubszeit auf Zwiesler Ausfallstraßen langtrotten
wollen oder einfach dorthin fahren werden, wo man sie weniger gängelt, kann man
sich ausrechnen. Und ein Weltwunder, für das Urlauber Strapazen in Kauf nehmen,
hat Zwiesel nicht zu bieten.
Ich möchte deshalb eindringlich an die verantwortlichen Politiker
appellieren, das Vorhaben zu überdenken und nicht übers Knie zu brechen. Bei
einer so einschneidenden Veränderung sollte - auch im eigenen Interesse - eine
Bürgerbefragung selbstverständlich sein.
Sehr geehrte Redaktion,
meinen letzten Leserbrief haben Sie mir ja wieder arg verstümmelt - neu
überschrieben, ganze Sätze weggelassen und die Kürzungen nicht kenntlich
gemacht - und Sie haben ihn erst nach 5 Tagen gedruckt , als den Lesern der
Zusammenhang sicher nicht mehr geläufig war. Das heißt auch, daß 5 Tage lang
der Vorwurf der Unwahrheit unwidersprochen im Raum stand.
Nun gebe ich aber zu, daß der Sinn meines LB trotzdem gut rüberkam und
man auf die Auflassungen vielleicht wirklich verzichten konnte, mit einer
Ausnahme, dem Hinweis auf die Verkehrsprobleme des Sägewerkes in der
Hafnerstadt. Damit wollte ich eigentlich vorsichtig die Überlegungen auch in
diese Richtung lenken, denn wurde schon einmal nachgefragt, ob nicht auch die
die Inhaber des Sägewerks ein Interesse an einer Verkehrsanbindung an die
Frauenauerstraße hat? Über ihren Plöcherplatz wäre das gut möglich, dann bliebe
die Lohmannmühlstraße weitgehend vom Verkehr verschont. Oder wäre es nicht auch
einen Versuch wert, dem Sägewerk ein Aussiedlungsangebot nach Fürhaupten zu
machen, wo der Betrieb ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten hätte. Auf dem
großen Plöcherplatz wäre einiges an vernünftiger Stadtentwicklung möglich
(Umfahrung des Stadtplatzes, Parkplätze in unmittelbarer Stadtnähe, kurmäßige
Anbindung der Uferzonen des Kleinen Regens.
Als normaler Bürger kann ich diese Dinge alle nicht prüfen, ich habe
auch gar nicht die Zeit dazu. Sie als Presseleute könnten dagegen da einiges
erkunden und verhindern, daß sich die Stadt da in etwas verennt, was nur Zeit,
Nerven und Geld kostet und, was zu befürchten ist, noch jede Menge Zwietracht
bringen wird.
Ich habe bislang die Stadtplatzsperrung nur aus verkehrsmäßiger Hinsicht
behandelt, was sie sozial für Folgen hat, wenn die angestammten Verbindungen
unterbrochen werden, das wäre auch einmal eine Betrachtung wert. Aber auch, ob
der Stadtplatz überhaupt auf Grund seiner Topographie für das geeignet ist, was
man machen will. Ein Urlauber rief mich kürzlich als Reaktion auf meinen
Leserbrief an und wies darauf hin, daß allein das Gefälle sehr ungünstig sei
für den beabsichtigten Zweck. Wörtlich:" da läuft ihnen ja das Bier aus
dem Glas..". Sein ausführlich begründetes Urteil: Als Skihang geeignet,
als gute Stube nicht." Der Urlauber war übrigens überhaupt nicht gegen
eine Fußgängerzone, er riet uns zu den flacheren Plätzen um den Anger.
An diesen Argumenten ist sicher einiges dran. Ich habe 15 Jahre der
Kneippkurstadt Bad Wörishofen, gelebt und kenne aus eigener Erfahrung, was sich
bei uns noch entwickeln soll. Ich versichere Ihnen, da ist manches zu
hinterfragen und über viele der vorgetragenen Hoffnungen kann ich nur lachen
(oder weinen).
Z.B. ist Wörishofen - trotz größter Werbeanstrengungen - bis heute ein
großes Altersheim geblieben. Nicht anders würde es bei uns, alleine schon wegen
der vielen Behinderungen der Kurenden, eignet sich unser Stadtplatz als Kurzone
überhaupt nicht.
Ich appelliere eindringlich an Sie, die Stadtentwicklung nicht den in
Fraktionsdenken verstrickten Stadträten zu überlassen, sondern die Zwiesler
Bürger über Hintergründe und Möglichkeiten zu informieren und auch viel mehr zu
Wort kommen zu lassen.
LB an BB zum LB von Stadtrat Günther, der mir vorwarf Wasser zu predigen
und Wein zu trinken und nur aus Bequemlichkeit, um mit dem Auto über den
Stadtplatz fahren zu können, gegen dessen Sperrung eintrete.
Das soll mir Herr Günther mal erklären, was die Stadtplatzsperrung mit
Umweltschutz zu tun hat! Da ist unser Bürgermeister ehrlicher und begründet die
Fußgängerzone mit erhofften wirtschaftlichen Vorteilen: "..um auf dem
Tourismusmarkt besser bestehen zu können.., ...um uns von anderen Anbietern
abzuheben."
Nein, mit ökologischen Argumente läßt sich die Sperrung der Zwiesler
Hauptverbindung nicht begründen. Selbst wenn täglich nur hundert Autofahrer auf
die ca. 7 km lange Umfahrungsstrecke (hin und zurück) ausweichen, ergibt das im
Jahr über 250000 Mehrkilometer. Die Wirklichkeit wird aber viel höher liegen.
Ich überlasse es den Spezialisten dies in Benzinverbrauch und Luftverschmutzung
umzurechnen. Überhaupt - erst werden jahrelang beinah alle Einkaufsmöglichkeiten
an den Ortsrand verlegt und der Stadtplatz systematisch seiner Zentrumsfunktion
beraubt, nun soll plötzlich alles anders sein und die Leute sollen sehen, wie
sie zu ihren gewohnten Einkaufsplätzen kommen ....
Auch mit seinem 2. Leserbrief ist Stadtrat Günther nicht auf meine
Argumente eingegangen, dagegen versucht er es nun mit persönlicher
Verunglimpfung.
Ich habe auf meine Leserbriefe zum Thema viele zustimmende Anrufe
bekommen. Daß sich nur wenige Zwieseler in der Presse äußern, sagt wenig aus.
Zudem haben viele die nicht unbegründete Sorge, daß es ihnen irgendwann einen
persönlichen Nachteil bringen kann, wenn sie sich zu Wort melden, zumal es
wieder einmal nicht mehr um die Sache, sondern ums Prinzip zu gehen scheint.
LB an BB
"Bitte bei der Wahrheit bleiben!" mahnte mich Herr Stadtrat
Günther bzgl. meiner Kilometerangaben "übern Berg" in seinem
Leserbrief. Ich habe für meinen Teil die Wahrheit geschrieben, für Herrn
Günther kann aber offenbar nicht wahr sein, was nicht sein darf... Wenn es
eines Beweises bedurft hatte, wie wenig das ganze Projekt durchdacht und
vorbereitet ist, dann sollte der hiermit geliefert worden sein.
Nun will Herr Günther, wie auch jeder andere Stadtrat, das steht für
mich völlig außer Frage, für Zwiesel das Beste. Nur im Fall der
Stadtplatzsperrung scheint bei der Ratsmehrheit einfach der gute Wille mit
ihnen durchgegangen zu sein. Daß sich die B11 auf Grund ihrer Ortsferne für die
Umleitung des innerstädtischen Verkehrs nicht eignet, ist eigentlich ein alter
Hut und hat seinerzeit auch die Diskussion über die Streckenführung bestimmt.
Wenn nun die Hauptverkehrsader von Zwiesel gesperrt wird, kommt es zum
Infarkt. Praktisch würde mitten in der Stadt für alle Fahrzeuge eine Art Mauer
entstehen, dessen Umfahrungstreckenlänge einfach absurd ist. (Was würde ein
Regener vom Grubhügel sagen, wenn er zum Stadtplatz über Poschetsried fahren
müßte?) Wenn ich mir vorstelle, daß ich bis an mein Lebensende über die
Einsiedelei geschickt werden soll, wenn ich am Anger etwas besorgen will oder
Richtung Krankenhaus oder Langdorf oder Bodenmais will, dann schreibe ich
lieber noch einen Leserbrief und hoffe, daß die Räte sich doch noch einmal
besinnen.
Die Anwohner des Lohmannmühlweges erschrecken natürlich zurecht bei dem
Gedanken, daß man durch ihre Straße evtl. noch mehr Verkehr leiten will, denn
bereits als man an ihr Ende ein Gewerbegebiet und Freizeitanlagen baute, hat
man auf ihren Wohngebietscharakter überhaupt keine Rücksicht genommen. (Doch
davon können viele Zwiesler Wohngebiete ein trauriges Lied singen...)
Die Verkehrssituation ist im Lohmannmühlweg überhaupt eine Katastrophe,
als Sackstraße muß sich jeder Schwertransport und jeder Bus durch den Anger
zwängen. Auch das Sägewerk in der Hafnerstadt hat für seine sperrigen
Lieferungen alles andere als eine gute Verkehrsanbindung. Vielleicht sollte in
dieser Richtung einmal überlegt werden, vielleicht können mehrere Fliegen mit
einer Klappe geschlagen werden. Gegen den Willen der Betroffenen sollte auf jeden
Fall nichts geplant werden.
LB an BB
Für eine Fußgängerzone muß die einfachste Voraussetzung erfüllt sein:
die weitere Verbindung zwischen den Stadtteilen. Man kann nicht einfach die
Hauptverkehrsstraße sperren und die Bürger, wollen sie die gewohnten
städtischen Ziele erreichen, über einen Berg in der Umgebung schicken, hin und
retour - je nach Strecke - 7 bis 9 Kilometer weit, wo zudem der Fernverkehr
rollt. Das wäre sozial, verkehrs- und energiepolitisch ein Unding, vermutlich
sogar Nötigung.
Die Macht, derartiges durchzupeitschen, kann man nicht aus den
Kommunalwahlen ableiten, da werden Grundrechte berührt. Zudem ist es äußerst
fraglich, ob dieses einem öffentlichen Wohl dienen kann, noch fraglicher ist es
die Zustimmung der Bevölkerung aus einzelnen Interviews abzuleiten. Wer den
Stadtplatz sperrt, ohne eine örtliche Umfahrung anzubieten, nimmt den
Verkehrsinfarkt der Stadt in Kauf. Er ist auch dafür verantwortlich, wenn der
Probebetrieb scheitert, ja scheitern muß, womit die Chance auf eine
Fußgängerzone auf Jahre verspielt sein dürfte.
Mein Vorschlag: Erst einmal den Stadtplatz an den Sommerwochenenden
sperren, in dieser Zeit einen Süd-Ost-Bypass einrichten (es gibt hier
vielleicht nicht nur eine Möglichkeit), die Chance ergreifen, die sich auf dem
Schottgelände ergibt und dort einen Handwerker- und Künstlerhof einrichten und
die alte Hütte (bevor sie abgerissen wird!) als Veranstaltungshalle sichern und
- die wunderschönen Flußzonen an Anlage, Anger, Binderanger, Bahnhofstraße und
am Kleinen Regen gastronomisch und touristisch erschließen. Diese
Fußgängerzonen - verbunden mit der Supermega-Fußgängerzone, unseren Wäldern,
könnten dann in ein paar Jahren ihr I-Tüpfelchen bekommen: die Fußgängerzone am
Stadtplatz...
LB an BB, nicht abgeschickt
Aus Finsing und Schilda kennt man ja viele denkwürdige Geschichten, aus
Zwiesel ist bislang nur jene bekannt, als die Zwiesler in den siebziger Jahren
in einer Art Modernisierungsanfall aus ihrem gemütlichen und gepflasterten
Stadtplatz eine Art Nürburgring machten. Doch dies soll nun rückgängig gemacht
werden, was nur zu begrüßen ist: Teer raus, Pflaster rein, ach, wenn das Herr
Fastner noch erleben könnte, der seinerzeit als einsamer Rufer in der Wüste um
den alten Stadtplatz gekämpft hat...
Nun schickt sich der Zwiesler Stadtrat an, in seinem
Wiedergutmachungsbestreben ein Kapitel anzufügen, daß man auch in Finsing und
Schilda belustigt zur Kenntnis nehmen wird, denn nun soll die
Hauptverbindungsstraße, der Stadtplatz, gesperrt werden und die Zwiesler
müssen, wenn sie zueinander wollen und ihre angestammten Einkaufsziele
erreichen, erst über einen Berg in der Umgebung fahren.... hin und retour - je
nach Strecke - 7 bis 9 Kilometer weit...
Und warum? Weil die Zwieseler die ersten im Landkreis sein wollen, die
eine Fußgängerzone besitzen, weil sie auf dem Stadtplatz einen Cappuccino
trinken wollen, weil die Luft damit in Zwiesel besser werden soll... (Ich habe
ausgerechnet, daß mir die Sadtplatzsperrung im Jahr etwa 3000 Kilometer mehr
abnötigen würde!)
Menschlich, verkehrs- und energiepolitisch ist das ganze ein Unding.
Erst tut man alles um dem Stadtplatz seinen Zentrumscharakter zu nehmen,
degradiert ihn mit viel Teer zu einer Verbindungsstraße und legt die
Einkaufsmöglichkeiten an den Ortsrand, nun soll mit einem Handstreich der
Stadtplatz von heute auf morgen wieder das Zentrum sein.
Und trotzdem habe auch ich nichts gegen eine Fußgängerzone, wenn zuvor
die einfachste Voraussetzung dafür geschaffen wird, nämlich die weitere
Verbindung zwischen den Stadtteilen.
Wer die Fußgängerzone ohne diese Grundvorausetzungen durchpeitscht, ist
dafür verantwortlich, wenn der Probebetrieb scheitert, ja scheitern muß, womit
die Chance auf Jahre verspielt sein dürfte.
LB an BB
Unbestreitbar ist der Stadtplatz heute Zwiesels wichtigste Verkehrsader
und die schwierige topografische Lage läßt kaum Raum für Umfahrungen. Die B11
ist für die innerstädtische Verkehrsentlastung nur wenig geeignet, einmal wegen
seiner Ortsferne, zum zweiten wegen der starken Frequentierung als
Transitstrecke, weswegen man während der Saison oft kaum in die Straße
einfahren kann.
Und doch wünschen wir uns alle autofreie Bereiche in der Stadt. Der
Stadtplatz kann das aber nur dann sein, wenn es verkehrsmäßig eine Alternative
für ihn gibt.
Die Stadtplatzsperrung würde heute die südöstlichen Stadtteile von den
westlichen richtiggehend abschneiden und sie wären nur noch über "halbe
Weltreisen" zu erreichen. Ich habe es ausprobiert: vom Klotzer zum
Krankenhaus sind es heute 2 km, über die Hammerbrücke sind es 4 km und über die
B11 (Einfahrt Lichtenthal) sind es 5,5 km bzw. 6,5 km über die Einfahrt Lenau.
Hin und zurück ergibt das eine Mehr von 4, 7 oder 9 Kilometern, was auch aus
ökologischer Sicht ein Unding ist. Auch dem Prädikat "Luftkurort"
wären solche verlängerten Wege sicher nicht förderlich.
Doch eine Stadtplatzsperrung würde die Stadt nicht nur verkehrsmäßig
teilen, sondern auch menschlich.
Wer sich an das Verkehrschaos durch die Angerbaustelle im Sommer ´96
erinnert und die Rückstauungen bis in die Frauenauerstraße, der kann in etwa
erahnen, was einmal an der Regener/Langdorferstraße los sein wird, wenn sich
auch noch der Ost-Westverkehr hier durchzwängen muß. Vermutlich wird zu
Stoßzeiten auch die Krankenhauszufahrt blockiert werden. Ohne einen weiteren
"Bypass" für den Stadtplatz scheint mir die Stadtplatzsperrung - so
wünschenswert sie wäre - nicht machbar zu sein.
Kolumne zur Bemerkung der TV-Moderatorin Carolin Reiber über Zwiesels
"Charm der 50iger Jahre"
Du hast es sicher nett gemeint, doch es hat so weh getan, Deine
Bemerkung vom "Charme der 50 iger Jahre"! Du kannst Dir gar nicht vorstellen,
was wir alles angestellt haben, in den letzen 25 Jahren um modern zu werden und
das nicht mehr zu haben, was Du nun zu finden glaubtest! Wir haben Zwiesel fast
im wunderschönen Asphalt ertränkt, auch rundherum, schau Dir nur mal unsre
moderne Highway an! Wir haben alle Winkel und Ecken in der Stadt abgetragen,
die altmodischen großen Bäume gefällt, und überhaupt, zähl mal unsere Ampeln
und unsere Supermärkte! Nix 50iger Jahre, wir haben den Standart von 2050! Und
unsere gute Stube, den Stadtplatz, den reißen wir nun zum Dritten Mal um.
50iger Jahre! Denkste! Damals war alles gepflastert und gemütlich und absolut
altmodisch. Also haben wir alles alles zugeteert, vor ein paar Jahren haben wir
wieder ein bißchen was gepflastert und bald pflastern wir wieder alles! Da
wirst schauen! Was? Du meinst: "dann hätten wir ja gar alles lassen können
wie es war?"
(nicht abgeschickt)
Auch wenn beim Zwiesler Stadtrat Leserbriefe abprallen und scheinbar
eher zu parteiübergreifenden Chorgeist führen, so sind kritische Presseberichte
und Leserbriefe ein unverzichtbarer demokratischer Gegenpart, denn im Rat wird
alles offenbar mit großer Eintracht durchgesetzt.
Nach dem Kahlschlag der Angerbäume, dem Baumriesen am Finanzamt, dem
Polittheater beim Fällen der Bäume an der Hindenburgstraße usw. sind nun die
Birken vor dem Jahnplatz an der Reihe. Die Begründung für ihre Beseitigung
"Schutz der Sportler" ist geradezu an den Haaren herbeigezogen. Wer
benutzt denn während des herbstlichen Laubfalles die Tardanbahn? Und wenn, ist
es zuviel, dann ein paar Minuten die Blätter wegzukehren? Da wird
"Menschenschutz" suggeriert, um Natur für die Verbreiterung eines
Weges zu opfern. Zwinsing läßt grüßen!
Und noch ein Wort zur Chlorung des Trinkwassers. Gegen Kolibakterien
kann sich jeder durch Abkochen des Trinkwassers wehren. Gegen das Gift Chlor
hilft - anders als berichtet - natürlich kein Abkochen. Ich protestiere
energisch dagegen, daß unser Lebensmittel Wasser absichtlich mit Gift versetzt
wird! Wer will wissen, daß die Dosierung unschädlich ist? Wenn sie
Kolibakterien tötet, dann wirkt sie auch auf unsere Darmflora und in der Folge
auf den gesamten Organismus. (Und wenn sich für die Aktion hundertmal ein
veralteter Paragraph finden läßt!) Die Ursachen der Verunreinigung bleiben
dabei sowieso unberührt.
Leserbrief an BB
Am Samstag wurde über die geplante Stadthalle in Zwiesel berichtet.
Zudem schrieb A. Pongratz in einer jedem ans Herz gelegten Betrachtung über die
zukünftige kulturelle Entwicklung unserer Region über die Notwendigkeit eines
"Haus des Glases". Mein Vorschlag: beide Projekte zum gegenseitigen
Nutzen zusammenzufassen.
Die angemessene Form einer Stadthalle wäre für unsere Glasstadt sowieso
eine Glashütte. Vielleicht könnte man hier sogar auf ein bestehendes und nicht
mehr genutzes Gebäude zurückgreifen? Aber auch andere Industriebauten lassen
sich u.U. prächtig für kulturelle Zwecke nutzen, es gibt dafür viele gelungene
Beispiele. Aus der Region sei an das Frauenauer Glasmuseum erinnert, das einmal
ein Sägewerk war.
Ein "Haus des Glases" ist ein lange überfälliges Projekt des
ganzen Zwieseler Winkels, der dies sehr nötig hat. Imagepflege nach innen (wer
will noch Glasmacher werden?) ist grade so wichtig wie solche nach außen.
Dieses zu schaffende Kulturzentrum mit dem Schwerpunkt Glas sollte auch
nur eine Art "Herz" sein, und die bestehenden Einrichtungen (etwa in
Frauenau) quasi die anderen lebenswichtigen Organe eines kulturellen Verbundes.
Konkret: So ein "Haus des Glases" könnte aus einer großen
Werkshalle bestehen, die für Konzerte, Vorträge, Festlichkeiten, wechselnde
Ausstellungen von Kunstschaffenden der Region usw. genutzt werden könnte.
Optisch integriert sollte ein Glasofen und verwandte Werkplätze sein, in denen
Produzenten aus der Region wechselnd ihre Handwerkskunst zeigen und auf einem
angeschlossenen Markt ihre Produkte vermarkten können. Und natürlich muß das
Zentrum gastronomisch bewirtschaftet werden, vielleicht auch hier durch
jährlich wechselnde einheimische Wirte. Ich will mich nicht in Details
verrennen, doch eine derartige Symbiose von Veranstaltungsplatz, Glas, Kunst
und Gastronomie würde sich wirtschaftlich tragen und schnell verwirklichbar
sein. (Die heutige Stadthalle kommt wegen der hohen Kosten sowieso erst im
nächsten Jahrtausend und wird die Zwieseler auf Dauer nur Geld kosten.)
LB an BB/ nicht abgeschickt
Es gibt immer noch Leute, die träumen nach wie von einer autogerechten
Welt, als wenn es diese jemals geben könnte! Vor allem in meiner Heimatstadt
Zwiesel scheinen besonders hartnäckige Fälle dieser Spezies zu leben. Als
einer, der zwei Jahrzehnte über den lokalen Tellerrand geguckt hat und vor
kurzem erst wieder in die Heimat zurückgekehrt ist, empfinde ich heiligen Zorn
über das beschränkte Treiben jener, die in der Zwischenzeit meine nähere Heimat
beinah bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. 1983 habe ich schon einmal in
einem Leserbrief diese Entwicklung beklagt, doch diese ist genauso verlaufen,
wie damals befürchtet. Mittlerweile haben sich immer neue Straßen und
Industriegebiete wie ein bösartiges Geschwür beinah um den gesamten, früher so
wunderschönen Ortsrand ausgebreitet. An den idyllischten Ecken sind häßliche
Fabrikationshallen gewachsen, scheinbar ohne jedes System. Aber es ist eben so:
eine Häßlichkeit gebiert immer neue; Beton und Asphalt in der Umgebung schlagen
sich immer auch in den Köpfen der Menschen nieder: ein Wechselspiel, an dessen
Ende nur Tristesse und Zerstörung stehen können. Wurde in einer Nachbarstadt
aus einer Industrieanlage eine wunderbare Idylle geschaffen, so werden in
Zwiesel immer noch die wenigen grünen Zimmer der Stadt in Parkplätze,
Industriegebiete oder eben Straßen verwandelt. Einerseits möchte man
Kneippkurort werden und sein Image als Urlaubsgebiet ausbauen, andererseits
will man Industriestandort sein. Diese Ambitionen sind zwar verständlich, aber
schließen einander aus. (Übrigens passen Kanonendonner und MG-Salven die aus
der Regener Kaserne durch den Landkreis hallen ebensowenig zur
Erholungsatmosphäre, wie rücksichtslose Bauern, die selbst während der
Hundstage im August ganze Täler güllebraun einfärbten). Kurz- man muß sich
darüber klarwerden, was man eigentlich möchte. Doch noch einen Satz zum
Auslöser dieses Schreibens, zur Ablehnung der geplanten Straße nach Innenried
durch den BUND: Wann will man endlich aufhören mit immer neuen Begradigungen
und Verbreiterungen? Wir haben doch immer gesehen, was Straßen für begleitende
Zerstörungen mit sich bringen. Ich fände es schade um die Ziegelwiesen, denn
ihre Verbauung würde wohl unausweichlich dem Straßenprojekt folgen. Und auch
ich finde, man solle sich über die durch den Tunnel verursachte Engstelle nicht
nur lamentieren, sondern auch ihre positiven Wirkungen sehen, die man über kurz
oder lang auch in die neue Straße einbauen müßte: die
geschwindigkeitsreduzierende Wirkung.
Wo leben wir nur! Ein Großgrundbesitzer sperrt von heute auf morgen der
Bevölkerung ein Naherholungsgebiet mitten in der Stadt und altvertraute
Wanderwege! Etwa ein Kilometer Flußufer des "Kleinen Regenbogens" um
den Klotzer, ja sogar die Verbindung über den Lohmannmühlsteg, die ja seit
altersher eine wichtige Verbindung zwischen den Ortsteilen ist, auch wenn der
Besitzer durch die Geländeaufschüttungen schon vor Jahrzehnten die frühere
geradlinige Verbindung zerstört hat. Nach der bayerischen Verfassung müssen die
Naturschönheiten der Bevölkerung zugänglich sein, und die betroffenen
Flußabschnitte waren es auch seit jeher. Für uns Anwohner ist das einfach ein
wesentlicher Teil unserer näheren Heimat, weswegen auch beinah jeder Meter
Flußufer seinen vertrauten Namen hat. Wir haben am "Dimpfe" oder der
"Schwelln" das Schwimmen gelernt, haben an den "kloana
Wassal" gespielt usw. Dass dann dieses Kleinod vor etwa zwanzig Jahren
durch einen Flußwanderweg für Einheimische und Urlauber ausdrücklich geöffnet
wurde, habe ich Herrn Österle immer hoch angerechnet. Wie oft habe ich Besucher
am Kleinen Regen entlang geführt und ihnen die schönsten Zwieseler Ansichten
gezeigt! Nun versperrt Stacheldraht einen ganzen Ortsteil und ich kenne
niemanden, der sich darüber nicht empört. Mit wem man auch spricht, jeder ist
der Meinung, dass der Hundedreck nur vorgeschoben ist, denn dann würde es ja
genügen die Hunde auszusperren. Allgemein meint man, dass da einer den Sack
haut und in Wirklichkeit den Esel meint, also die Gründe für die Wegesperrung
in einer Unzufriedenheit mit der Stadt liegen. Doch wie es auch ist, es kann so
nicht bleiben und die Anwohner werden sich auf die Dauer auch nie aus ihrer
näheren Heimat aussperren lassen! Es ist an der Zeit, dass auch die
Bürgermeisterkanditaten ihre Meinung dazu äußern, noch schöner wäre es aber,
wenn sich Herr Österle eines besseren besinnen und den Stacheldraht ganz
schnell abbauen würde.
1. Die Sperrung des Lohmannmühlsteges, der einzigen Brücke zwischen
Hafnerstadt und Lichtenthal, durch Herrn Oesterle, ist ein willkürlicher Akt,
der an mittelalterliche Praktiken von kleinen Feudalherrn erinnert. Wird als
nächstes Wegezoll erhoben? Merkt Herr Oesterle nicht, dass er mit solchen
Praktiken alle Zwieseler brüskiert? Eigentum verpflichtet! Da kann ich nur
sagen: "Schön wärs....!
2. Zur Sperrung des Flußwanderweges. Warum hat Herr Oesterle ihn
überhaupt anlegen lassen? Wollte er mit dieser idyllischen Attraktion den
Verkauf seiner teueren Grundstücke am Scheibenfeld fördern? In jedem Fall war
er damals mehr an der touristischen Entwicklung in Zwiesel interessiert, als
dies heute der Fall zu sein scheint.
3. Zur "Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung" der
gesperrten Regenwiesen durch Hundekot folgendes, (ich habe übrigens keinen
Hund): Das meiste der Regenwiesen ist Überschwemmungsgebiet, in denen
stellenweise noch im Sommer das Wasser steht, sie wurden deshalb nie intensiv
bewirtschaftet, sie waren Tierweiden, mit höchstens einem Schnitt jährlich.
Seit Jahrzehnten werden die nutzbaren Flächen von einem teilweise sehr breiten
verwilderten Uferstreifen begrenzt, in dem vermutlich ein großer Teil der
"tierischen Geschäfte" erledigt wurde. Da ich auf dem Spazierweg
selber nie Hundedreck gesehen hab, ist zudem zu vermuten, dass das
"Hauptgeschäft" bereits zuvor an den Straßenrändern und Vorgärten
erledigt wurde. Die Behauptung, dass täglich dreißig Hunde in die
landwirtschaftliche Fläche gekotet haben, ist ein Märchen, zumal die meisten
Spaziergänger ihre Hunde angeleint hatten. Verunreinigungen im Heu sind heute
ein allgemeines landwirtschaftliches Problem, denn durch automatische Ladewagen
wandert viel Dreck ins Futter: Erdklumpen, Steine, ja sogar grausige
Hygieneartikel, wenn Abortgruben ausgebracht werden und manchmal sogar giftiger
Klärschlamm. Nicht selten bleibt von einem Bündel Heu ein Eimer Dreck übrig!
Glücklicherweise klauben sich Rinder und Pferde das Fressbare heraus und lassen
das andere liegen. Nicht herausklauben können sie dagegen ihre eigenen Exkremente,
die man ihnen in flüssiger Form bis zu fünfmal im Jahr über das junge Gras
breitet. Und bekanntlich graust Tieren vor nichts soviel wie vor ihren eigenen
Ausscheidungen.
Wohnmobile, die sie nicht abkassieren können, sind
den Campingplätzen ein Dorn im Auge. Am liebsten hätten sie es, die Polizei
müßte ihnen Zwangskunden zutreiben. Der Zwieseler Bürgermeister will – wie es
scheint – diesen Weg nun beschreiten. Motto: „Zur Zwangsabgabe oder schleichts
euch!“ Der Bürgermeister und der Vorsitzende des Tourismusvereins (der den
Campingplatz betreibt) in konzertierter Aktion gegen einen Zweig des Tourismus,
der wirklich funktioniert und bei dem sich Zwiesel, Dank seiner bisherigen
liberalen Praxis, einen guten Ruf erworben hat? Es scheint da Zielkonflikte zu
geben, die Zwiesel nicht nützen können. Dennoch sehe ich die neuen Stellplätze
am Azur-Platz als Angebotsbereicherung, für den, der den Service will. Wer dazu
aber gezwungen wird, wird Zwiesel zukünftig meiden und Camper haben ein feines
Gespür dafür, wo man sie reglementieren und abzocken will. Und ihr Haus hat
Räder und die Welt viele schöne Plätze... Nebenbei- nicht Beschilderungen über
längere Wege (zum Arber über Zwiesel) bringen Gäste, die öfter als einmal
kommen, sondern nur die Erfahrung, dass man irgendwo willkommen ist und sich
wohl fühlen kann.
Der Mensch ist ein Wesen das Krach macht und seinen Hund bellen lässt“,
frotzelte schon Altmeister Tucholsky. Doch mit Lärm machen sich Menschen seit
jeher Mut: sie pfeifen im finsteren Wald oder versuchen mit Kriegsgeschrei den
Feind einzuschüchtern. Mit Lärm stecken sie ihre Reviere an- die Kirche mit
ihren Turmglocken, der Staat mit seinen donnernden Tieffliegern, die Wirtschaft
mit ihrem Gesäusel aus den allgegenwärtigen Lautsprechern und die armen
Gewerkschaften mit ihren mickrigen Trillerpfeifen. Ja, und die frühen Bauern
schickten ihr Gesinde mit Kuhglocken im Frühjahr und Herbst durch die Wälder,
um dem wilden Viehzeug klarzumachen, wer hier der Chef ist...
Doch Hirten und Knechte haben dann nachts mit geschwärzten Gesichtern
auch den Bauern die Meinung gescheppert und ihren Frust, ihren "Wolf“
herausgelassen, das überlieferte Hirtasprüchal unterstreicht diese Vermutung.
Der Geistliche Stirner hat dies vor hundert Jahren auch als Ausdruck von
Rebellion und Verstoß gegen das Glockenmonopol richtig erkannt und den Einsatz
der Staatsmacht dagegen gefordert, denn im Ort darf nur einer "schäwan“...
Nachtrag
Die übliche Erklärung für den Hintergrund des "Wolfauslassns"
ist, dass die Hirten sich durch den lauten Bettelzug durch die Häuser von den
Bauern ihren Lohn holten. Dabei sollte man aber bedenken, dass Bauern den Lohn
wohl kaum an eine unbekannte Gruppe von fremden Burschen ausgezahlt hätten,
denn in einem Dorf gab es ja nur einen Dorfhirten und die Wolfauslassertruppe
bestand ja aus einer mehr oder weniger großen Gruppe. Vermutlich ging es nur um
Zubrot zum eigentlichen Lohn, der ja vor allem aus Kost und Quartier bestand.
Einen Zuschlag darauf konnte man sich mit einer eindrucksvollen Gruppe, die die
Stuben erzittern ließ, aber sehr wohl ertrotzen.
Andererseits- mußte der Brauch nicht von den Bauern ausgehen, da denen
gehörten ja die wertvollen Kuhglocken gehörten und die Bauern (von denen viele
genauso ärmlich lebten wie ihr Gesinde), würden die Glocken wohl kaum zum
eigenen finanziellen Nachteil zur Verfügung gestellt haben.
Einen Aspekt sollte man aber auch nicht übersehen: die Schepperei mußte
von den Hirten ausgegangen sein, denn es wäre schon eine arge Erniedrigung,
wenn die Bauern von ihren Hirten verlangten sich durch die umgehängten Glocken
praktisch als Kühe und Ziegen zu verkleiden und ihnen erst dann, wenn sie sich
durch das Schauspiel zum Narren machen, ein Entgelt zu bezahlen. Etwas anders
ist es, wenn das Ganze von den Hirten ausgeht. Man sieht also, dass der Brauch
von vielen Seiten betrachtet werden kann.
Ich glaube zwar nicht an die Version mit der Erniedrigung, doch ganz
ausschließen kann man sie nicht. In Tirol habe ich von einem Brauch gehört, wo
sich arme Leute an Weihnachten verkleideten und zum Betteln durch die Häuser
zogen und die Bauern von ihnen allen möglichen Hanswustereien verlangten und
sich - für die Gabe eines Almosen - auf Kosten der Armen amüsierten.
Leserbriefes zum Artikel vom
15.3.06 im Wochenblatt "Unternehmerische Vernunft gegen Anwohnerbedenken"
Ist es vernünftig,
wenn eine Baufirma ohne das nötige biologische Know-How eine Biogasanlage
von gewaltigen Ausmaßen betreiben will, und die zu
vergährende Biomasse von weit her kaufen und die zigtausend Tonnen an
Rückständen auch wieder fremd entsorgen muß? Ist es vernünftig oder unverantwortlich,
ein derartiges Monstrum per Internet aus der Oberpfalz steuern zu wollen? Ist
es vernünftig ein Gefahrenanlage, pseudogesichert durch hässliche
Schutzzäune, im Kur- und Tourismuszentrum Zwiesel in unmittelbarer Nähe zu
einem Sport- und Erholungsgebiet zu bauen und damit weitere touristische
Entwicklungen unmöglich zu machen? Ist es vernünftig, unmittelbar am Kleinen
Regen mit so gewaltigen Mengen an Gärbrühe zu hantieren? (Man erinnere sich nur
an die Überschwemmung eines ganzen Dorfes, weil ein kleiner Güllebehälter
platzte). Nein, mit Vernunft hat das alles nichts zu tun. Die Baufirma hat
alleine die mögliche Rendite durch den Stromverkauf im Auge, der
Tourismus und die Minderung der Lebensqualität für die Anwohner und der
Wertverlust ihrer Anwesen interessiert sie überhaupt nicht. Doch privater
Vorteil darf nicht auf Kosten der Allgemeinheit gehen. Die abgedruckte
Luftaufnahme zeigt bildhaft, wie mit Zahlen getrickst wird, denn nicht der
weiteste Abstand zur Wohnbebauung ist relevant, sondern der kürzeste. Und schon
werden aus 200 Metern nur noch etwa 130 Meter. (Wie ich hörte,
soll der Mindestabstand selbst kleinerer Anlagen zu Wohngebieten demnächst
sogar auf dreihundert Meter erhöht werden.) Und die Beteuerungen, dass
die Anlage immer nur mit Getreide gefahren wird, sind spätestens im Krisenfall
nichts mehr wert, denn dann wird die Verstromung aller Abfallstoffe erlaubt,
auch von Gülle, Altfetten, Biomüll, Schlachtabfällen und was es noch an
duftenden Grausamkeiten gibt. Fazit: Die hässliche Anlage an der geplanten
Stelle ist alles andere als vernünftig und käme einem Knieschuß für Zwiesel
gleich.
So ähnlich muß es auch bei einer
Kaffeefahrt zugehen! Der Werbevortrag zur Biogasanlage erinnerte an die Gasbläschen,
die in der Computerpräsentation wie bunte Luftballons im brodelnden Gärreaktor
aufstiegen. Kein Hinweis, dass es sich um eine Gefahrenanlage handelt, kein
Wort zur zweifelhaften Energiebilanz, wenn ein gewerblicher Betreiber alle
Biomasse kaufen und von weitem an- und abtransportieren muß, kein Funken
Einsicht, dass man die Fremdenverkehrsstadt und den Luftkurort Zwiesel nicht
mit den Baulichkeiten in der Agrarsteppe des Gäubodens vergleichen kann.
Die Beteuerungen, es würden
"nur“ Getreide und Gras vergoren, sind spätestens in einem Krisenfall
nichts mehr wert, denn dann werden die bereits genannten Unappetitlichkeiten in
die Gärtanks wandern und wir werden die Anlage wegen ihres Gestankes
verfluchen!
Die Angst der Anwohner vor einer
weiteren Verschlechterung der Wohnqualität und vor einem Wertverlust ihrer
Anwesen ist mehr als begründet. Und keinem Zwieseler darf es gleichgültig sein,
wenn unsere Stadt an den Rändern immer hässlicher wird. Wir müssen aber
attraktiver werden, hier allein liegt unsere wirtschaftliche Zukunft! Und
gerade die Auwiesen der reizvollen "Kleinen Regenbögen“, in unmittelbarer
Nachbarschaft zum geplanten Gaswerk, sind ein Schatz mitten in der Stadt. Mit
ein wenig Bepflanzung könnte man ihnen den Charakter eines kleinen englischen
Gartens geben, einen Kräutergarten anlegen, vielleicht einen Badeweiher, ein
Streichelgehege und einen Abenteuerspielplatz als Attraktion für Familien, oder
man kann alles lassen wie es ist. Aber auf keinen Fall sollten wir unsere
touristischen Filetstücke weiter zerstören und die Sünden der Vergangenheit
immer weiter fortführen.
Das Industriegebiet Fürhaupten liegt noch immer weitgehend brach und
gleichzeitig wird seit Jahren das völlig deplazierte Gewerbegebiet hinter der
Lohmannmühle in Salamitaktik immer weiter ausgedehnt. Wie weit soll die
Zerstörung der ufernahen Feuchtflächen noch vorangetrieben werden? Bis
Lichtenthal?
Gewerbliche Biogasanlagen gehören nicht an den Eingang zum Skilift und
den anderen Sportanlagen, oder will man mit den hässlichen Gärtanks die letzten
Urlauber vertreiben? Nun soll die Anlage zwar geruchsarm sein, solange sie mit
Getreide betrieben wird, doch wenn dieser Wahnsinn einmal nicht mehr
subventioniert wird, dann wird jeder Anlagenbetreiber alles in seine Gärtanks
kippen, was er billig kriegt. Erfahrungsgemäß ist das verseuchter Grasschnitt
von Straßenrändern, Schweine- oder Hühnergülle von Massentierhaltungen oder gar
Schlachtabfälle oder Tierkadaver, was Fliegen und Gestank bedeutet. Und welcher
Bauer wird diese Rückstände auf seine Wiesen kippen?
Wobei die Vergasung oder Verbrennung von Getreide sowieso eine Frechheit
ist! Mit subventionierter fossiler Energie werden Mais und Weizen erzeugt, dann
weit transportiert, vergährt, um mit dem Gas dann Strom zu erzeugen. Dies in
einer Welt, in der eine Milliarde Menschen hungern!
Ich möchte an Hans Keilhofer, als ehemaligen Nachbarn, in aller
Freundschaft appellieren, dass er auch der Wohnsiedlung am Klotzer, die nur
hundertfünfzig Meter entfernt liegt, nicht immer noch mehr zumuten kann. Wir
machen seit drei Jahrzehnten auch so schon genug mit, nicht erst seit
Hackschnitzelberge rauchen oder wochenlang im Freien gehäckselt wird und man
sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
Biogasanlagen gehören dorthin, wo Gülle und Biomasse anfällt, also auf
Bauernhöfe, wo auch die Flächen für das Ausbringen der Rückstände vorhanden
sind und mit der Abwärme die Wohngebäude geheizt werden können.